Gut für die Umwelt – gut fürs Portemonnaie
Werkstatt Bremen setzt auf Klimaschutz im Betrieb
Bereits zum vierten Mal hat Werkstatt Bremen die Auszeichnung Klimaschutzbetrieb CO2 minus 20 erhalten. Bei vier seiner insgesamt 17 Standorte konnte der Betrieb den CO2-Umsatz um mehr als 20 Prozent senken. Jörn Albrecht, Umweltmanagement-Beauftragter bei Werkstatt Bremen, erzählt, wie er es anstellt, Klimaschutz ins Tagesgeschäft zu integrieren.
Werkstatt Bremen hat circa 2.200 Mitarbeiter*innen. Der Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen ermöglicht Menschen mit Beeinträchtigung die aktive Teilhabe am Arbeitsleben. Die Aufgaben sind vielfältig, von der Grünflächenpflege auf Friedhöfen oder in Parks, über die Lebensmittelbearbeitung etwa von Marmelade bis zu einem Zulieferer für die Automobilindustrie.
Jörn Albrecht ist bei Werkstatt Bremen Leiter der Bau- und Liegenschaftsverwaltung. Seit 2005 ist er im Betrieb. 2009 wurde er zusätzlich Umweltmanagementbeauftragter und hat seitdem viel bewegt.
Mit zarten Schritten bis zur Auszeichnung
Heute ist Umweltmanagement und Klimaschutz in aller Munde und mit Fridays for Future auch auf der Straße. Anfang des 21. Jahrhunderts sah das noch ganz anders aus: „Man hat nicht gleich den goldenen Blumentopf dafür erhalten, Klimaschutz im Betrieb umzusetzen. Drei meiner Kollegen und ich sind zu Beginn ständig herumgelaufen und haben einfache Dinge durchgeführt, wie Heizungen runtergedreht und Fenster geschlossen. Das war zum Teil schon ungewohnt“, erinnert sich Albrecht. Die Führungsetage und ein großer Teil der Belegschaft waren von Beginn an von den klimafreundlichen Eingriffen überzeugt und schon fing Werkstatt Bremen an, erste Maßnahmen wie Wärmerückgewinnung umzusehen. „Wir sind bereits seit 2005 nach der Norm ISO 14001 zertifiziert. Vieles wussten wir also schon. Wir haben dann aber energetische Gutachten der Bremer Stadtwerke bekommen und aufgrund der Energieberichte neue Maßnahmen durchgeführt. Schließlich hatten wir so viel CO2 durch unsere Maßnahmen eingespart, dass wir ausgezeichnet wurden“, erzählt Albrecht.
Die Auszeichnung Klimaschutzbetrieb CO2 minus 20 erhalten Unternehmen, denen es gelingt, innerhalb von fünf Jahren ihre CO2-Emissionen um mindestens 20 Prozent zu senken. Die Auszeichnung erfolgt durch das Umweltressort. Welche Maßnahmen die Betriebe für die CO2-Senkung anwenden, ist ihnen überlassen. Das kann zum Beispiel durch den Einbau von Schnelllauftoren oder die Dimmbarkeit der Beleuchtung je nach Tageslicht passieren – nur zwei von mehreren Maßnahmen, die Werkstatt Bremen auf dem Weg zur CO2-Reduktion vorgenommen hat.
Für den Standort in der Ludwig-Roselius-Allee 9 hat Werkstatt Bremen Anfang des Jahres 2021 seine neueste Auszeichnung erhalten. An diese letzte, klimagerechte Sanierung und Auszeichnung denkt Albrecht besonders gern zurück: „Eine Auszeichnung zu bekommen ist toll. Am Standort Ludwig-Roselius-Allee haben wir so viel Umgesetzt. Dieser ganze Prozess vom Kauf eines alten heruntergekommenen Gebäudes bis hin zu einem klimagerechten, modernen Bau. Und wenn man die Sanierungen dann die ganzen Jahre lang begleitet, dann freut man sich – da steckt Herzblut drin! Das ist richtig schön, wenn man sich dann sein Sakko überziehen kann und die gemeinsame Arbeit feierlich honoriert wird“, sagt Albrecht mit einem Schmunzeln.
Partnerschaft Umwelt Unternehmen informiert
Zum ersten Mal aufmerksam geworden auf die Auszeichnung Klimaschutzbetrieb CO2 minus 20 ist Jörn Albrecht durch das Netzwerk Partnerschaft Umwelt Unternehmen, in dem Werkstatt Bremen schon länger Mitglied war. Mitglieder erhalten über das Netzwerk Neuigkeiten über Veranstaltungen und Förderprogramme zum Thema betrieblicher Umweltschutz. Das Netzwerk gibt es seit 2003 und wurde von der Senatorin für Klimaschutz und Umwelt initiiert. Heute besteht es aus über 200 Betrieben in Bremen und Bremerhaven, die sich gemeinsam für Nachhaltigkeit in der Bremer Wirtschaft stark machen. Koordiniert wird es von der Geschäftsstelle Umwelt Unternehmen beim RKW Bremen.
„Das Netzwerk ist eine super Sache“, findet Albrecht. „Ich kann es jedem Unternehmen, das etwas zu betrieblichem Klimaschutz machen möchte, empfehlen, dort Mitglied zu werden. Durch die Netzwerktreffen knüpft man Kontakte. Dort sind zum Beispiel Handwerker Mitglied, von denen manche heute auch für uns aktiv sind. Durch die Newsletter bekommt man immer alle Förderprogramme und andere Neuigkeiten mit, um während des laufenden Tagesgeschäfts up-to-date zu bleiben. Es könnte schon sein, dass das sonst bei mir ohne diesen regelmäßigen Input auch mal untergehen würde“, überlegt Albrecht.
In Synergien denken – Arbeitssicherheit und Klimaschutz schließen sich nicht aus
Durch den frühen Spar-Erfolg hat sich das Engagement im betrieblichen Klimaschutz bei Werkstatt Bremen verstetigt. „Was anfänglich noch als kleine Innovation galt, ist bei uns zum Tagesgeschäft geworden und das schon seit vielen Jahren.“ Albrecht und Werkstatt Bremen gelang es nachhaltiges Wirtschaften gewinnbringend in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Was ist seitdem geschehen? Fenster wurden ausgetauscht, die Beleuchtung wurde auf LED umgerüstet, Dächer wurden saniert. „Wir denken jetzt von Anfang an nachhaltig, wenn wir neue Maßnahmen angehen. Es bedingt sich ja alles. Bestimmte Auflagen müssen wir sowieso erfüllen: Arbeitssicherheit und Brandschutz müssen gewährleistet sein, damit einher gehen Instandhaltung und Sanierungsarbeiten. Und dann gibt es die energetischen Dinge. Müssen wir eine Dachsanierung vornehmen, dann denken wir den energetischen Aspekt direkt mit. Vielleicht lässt sich ja auch eine Solaranlage auf dem Dach installieren“, sagt Albrecht schmunzelnd.
Klimaschutz für alle Betriebsgrößen?
Und die Rechnungen gehen auf – denn betrieblicher Klimaschutz ist nicht nur gut für die Umwelt, er ist auch gut fürs Portemonnaie. Neben der positiven CO2-Bilanz ist es bares Geld, das Betriebe sparen. Albrechts Einschätzung nach sollten viele, auch kleinere Unternehmen in der Lage sein, Klimaschutz im Betrieb einzuführen. „Man wächst mit seinen Aufgaben“, weiß Jörn Albrecht aus eigener Erfahrung. Und ergänzt: „Wir sind immer noch nicht am Ende. Wir machen viel, wir haben aber auch noch ganz viel vor. Das wird sich immer weiter fortziehen.“
Gerade hat Werkstatt Bremen ihr erstes Elektroauto angeschafft. Langfristig soll der ganze Fuhrpark aus Elektrofahrzeugen bestehen. Gleichzeitig überlegt der Betrieb in Photovoltaik investieren: „Wir versuchen die Synergien zu nutzen. Es wäre also denkbar, künftig die gesamte Autoflotte von Werkstatt Bremen mit eigens gewonnener Energie zu betreiben. Gerade gibt es Fördermittel zu Elektroladestationen“, weiß Albrecht.
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